Zusammenfassung
- Chia ist eine smarte Transaktionsplattform, die als umweltfreundliche Verbesserung von Bitcoin entwickelt wurde. Die Mining-Methode von Chia ist weitaus umweltfreundlicher als das Proof-of-Work-Verfahren von Bitcoin.
- Zusätzlich zum Proof-of-Space-and-Time-Verfahren bietet Chia drei weitere Schlüsselinnovationen, nämlich einen umweltfreundlicheren und dezentralisierteren Farming-Prozess, ein zuverlässigeres und einfacheres Implementierungsverfahren und die Fähigkeit, interne Smart-Transaction-Funktionen wie Vaults und Payment Channels zu unterstützen.
Das im Mai 2021 gestartete Chia Network (XCH) ist eine smarte Transaktionsplattform, die als umweltfreundliche Verbesserung von Bitcoin konzipiert ist. XCH wird derzeit zu einem Preis von 823 USD pro Token gehandelt.
Welche Probleme versucht Chia zu lösen?
Während sich Bitcoin (BTC) seit seiner Einführung im Jahr 2009 als revolutionär erwiesen hat, sind Teile seiner Kerntechnologie und der zugrunde liegenden Annahmen langsam in die Jahre gekommen. Obwohl der Proof-of-Work-Algorithmus (PoW) und das UTXO-Modell (UTXO = Unspent Transaction Output) von Bitcoin gute Dienste geleistet haben, sind einige zugrundeliegende Effizienzprobleme schwer zu beheben.
Mit der zunehmenden Akzeptanz von Bitcoin verlangsamten sich die Transaktionen und die Gebühren stiegen in die Höhe. Dieser Mangel an Skalierbarkeit hat das Projekt seit Jahren geplagt (trotz Lösungen wie dem Lightning Network) und hat zu mehreren Hard Forks geführt, wie z. B. Bitcoin Cash (BCH).
Der PoW-Algorithmus von Bitcoin beruhte auf der Grundannahme, dass es weltweit einen Überschuss an ungenutzten CPU-Ressourcen geben würde. Stattdessen hat sich Spezial-Hardware, die mit billigem Strom betrieben wird, bei PoW-Berechnungen als weitaus besser erwiesen als Allzweck-CPUs. Infolgedessen haben sich die Miner in Gebieten angesiedelt, die sich für die Einrichtung großer Rechenzentren eignen. China ist ein solches Gebiet, auf das derzeit 65 % aller Bitcoin-Mining-Aktivitäten entfallen.
Dies hat Bitcoins Dezentralisierung geschwächt, da das Mining jetzt größtenteils nur noch für spezielle Einrichtungen mit großen Ressourcen möglich ist. Die zunehmende Zentralisierung erreichte ihren gefährlichsten Punkt im Juli 2014, als der Bitcoin-Mining-Pool gHash.io kurzzeitig 50% der gesamten Rechenleistung des Netzwerks überschritt.
Diese riesigen Mining-Farmen haben auch die negative Aufmerksamkeit sowohl der Öffentlichkeit als auch der Regulierungsbehörden auf sich gezogen. Laut dem Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index (CBECI) hat Bitcoin einen CO2-Fußabdruck, der größer ist als der von Schweden. Die Umweltauswirkungen von Bitcoin sind nach wie vor eines der populärsten Argumente gegen die Einführung von Kryptowährungen und haben zu erheblichen staatlichen Maßnahmen geführt, insbesondere in China.
Quelle: CBECI
Wie funktioniert Chia?
Eine der Chia-Blockchain zugrunde liegende Schlüsseltechnologie ist der Proof-of-Space-and-Time Konsensalgorithmus (PoST). Dabei müssen die “Farmer” (Chia-Miner) nachweisen, dass sie dem Netzwerk Speicherplatz zugewiesen haben, ähnlich wie bei Filecoin (FIL). Diese Mining-Methode ist weitaus umweltfreundlicher als das PoW-Verfahren von Bitcoin, da weder Strom noch wertvolle Ressourcen für Berechnungen verschwendet werden, die keinen echten Wert erzeugen. Neben Proof-of-Space-and-Time führt Chia drei weitere wichtige Innovationen ein:
- Farming: Um wirtschaftlich tragfähig zu sein, erfordert PoW-Mining spezialisierte und ressourcenintensive Hardware (ASICs). Das Chia-Team behauptet, dass Farming umweltfreundlicher und dezentraler ist, da der Token durch die Zuweisung von ungenutztem Speicherplatz erzeugt werden kann. Alles, was zum Farmen von Chia erforderlich ist, ist ein anfänglicher “Plotting”-Prozess, der von der Node-Software von Chia ausgeführt wird, wonach nur sehr wenige Ressourcen verbraucht werden. Da keine spezielle Hardware erforderlich ist, kann der zugewiesene Speicherplatz jederzeit problemlos wiederverwendet werden.
- Chialisp: Diese Turing-complete Programmiersprache basiert auf Lisp und wurde speziell entwickelt, um die Entwicklung von smarten Transaktionen zu erleichtern. Chialisp zielt darauf ab, die Leistungsfähigkeit von Ethereums (ETH) Transaktionsmodells mit der Zuverlässigkeit, Einfachheit und leichten Implementierung von UTXO zu verbinden. Beispiele für Funktionen, die durch Chialisp freigeschaltet werden, sind 1) Wallets, die Gelder nur an autorisierte Empfänger senden können, 2) die Wiederherstellung von Geldern, wenn die zugrunde liegende Hardware ausfällt, und 3) Atomic Swaps.
- Colored Coins: Ähnlich wie der ERC-20-Standard bei Ethereum ermöglichen Colored Coins im Chia-Netzwerk die Ausgabe von Altcoins, Vermögenswerten und Stablecoins. Im Gegensatz zu ERC-20-Tokens unterstützen Colored Coins interne Smart-Transactions-Funktionen wie Vaults und Payment-Channels. Die Technologie ermöglicht es den Inhabern auch, “Angebote” zu erstellen, d. h. nicht abgeschlossene Transaktionen, die öffentlich verbreitet werden können. Jeder, der Zugang zu einem Angebot hat, kann die Transaktion abschließen, indem er die Rolle der Gegenpartei übernimmt.
Wer steht hinter Chia?
Im Gegensatz zu den meisten Krypto-Projekten hat das Chia-Team den Wunsch geäußert, sich durch eine öffentliche Notierung der Regulierung zu unterwerfen. Chia wurde von Bram Cohen gegründet. Cohen ist vor allem als Gründer und CEO von BitTorrent bekannt, einem Tauschbörsenprotokoll, das zu seinem Höhepunkt im Jahr 2009 43-70 % des gesamten Internetverkehrs ausmachte. Cohen verließ BitTorrent im Jahr 2017, um Chia zu gründen, für das er nun als CEO tätig ist. Am 24. Juli 2018 wurde BitTorrent von der TRON Foundation übernommen.
Chia hat Investitionen von namhaften institutionellen Investoren wie Andreessen Horowitz und dem Angel-Investor Naval Ravikant erhalten. Im Jahr 2020 sammelte das Unternehmen in einer von Slow Ventures geführten Kapitalrunde 5 Millionen US-Dollar ein, um die Entwicklung einer DeFi-fähigen Basisschichttechnologie zu erforschen.
Chia Kursentwicklung
Nach der Erstnotierung am 4. Mai bei 1.600 US-Dollar stieg der Chia-IOU (eine Art Gutschein für den später erhältlichen echten Token) schnell auf 1.800 US-Dollar an, bevor er um mehr als 50 % auf heute rund 629 US-Dollar einbrach. Es ist anzumerken, dass der Token noch nicht öffentlich verfügbar ist. Der IOU-Status der aktuellen Chia-Listings bedeutet, dass diese Vermögenswerte eine Vorabeinlage von Minern darstellen. Sie werden schließlich in den eigentlichen Token umgewandelt, sobald das Mainnet verfügbar ist.
Quelle: CoinMarketCap
Im Gegensatz zu Bitcoin gibt es keine feste Obergrenze für die Menge an Chia, die durch Farming erzeugt werden kann. Stattdessen bevorzugt das Chia-Team eine vorhersehbare, kontinuierliche Inflationsrate, die ihrer Meinung nach den Besitzern eine Zusicherung des zu erwartenden Angebots gibt und vor unerwarteten Emissionen schützt.
Besonders erwähnenswert ist der Umfang des Chia-Pre-Minings, welches 21 Millionen XCH zu einer “strategischen Unternehmensreserve” hinzufügte. In einem Coindesk-Artikel wurde vorausgesagt, dass es 21 Jahre dauern könnte, bis der Rest der Welt so viel XCH abgebaut hat, wie das Unternehmen am Tag der Markteinführung besitzen würde.
Auf der anderen Seite sollte angemerkt werden, dass Chia keine Pläne hat, einen ICO zu veranstalten. Laut COO Gene Hoffman sind die Token Eigentum des Unternehmens, so dass sie nur unter der Aufsicht der Aktionäre verwendet werden könnten, sollte das Unternehmen seine Pläne für eine öffentliche Notierung umsetzen. Anleger könnten das Unternehmen aufgrund seiner umfangreichen XCH-Vermögenswerte als eine Art börsengehandelten Fonds (ETF) betrachten.
Wie sieht die Zukunft von Chia aus?
Obwohl hinter Chia einige vielversprechende Technologien stehen, ist der Token neuartig und weitgehend unerprobt. Chia Network Inc. versucht, die Entwicklung von Decentralized Finance (DeFi), dezentralen Börsen (DEX) und grenzüberschreitenden Zahlungsanwendungen im Token-Netzwerk zu fördern. Wie die jüngste Kapitalbeschaffung zeigt, befindet sich das Unternehmen jedoch noch in einer ersten Explorationsphase. Es könnte einige Zeit dauern, bis Entwickler dezentraler Anwendungen (dApps) den Token in Betracht ziehen.
Darüber hinaus beabsichtigt Chia, Software-Dienstleistungen und Unterstützung für die Open-Source-Chia-Blockchain an Regierungen, Finanzinstitute, Unternehmen und Speicherhändler zu verkaufen, sobald ein Ökosystem aufgebaut ist. Das Unternehmen erwägt auch, seinen strategischen Fonds zu nutzen, um anderen Unternehmen günstige Kredite zu gewähren, um die Verbreitung von Chia durch Finanzierungsangebote zu fördern.
Bislang hat Chia keine große Marktverbreitung gefunden, die über die Funktion eines “grüneren Bitcoin” hinausgeht. In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Besitzer Bitcoin als Vermögensspeicher verwenden, könnte sich diese Aussage als zweifelhaft erweisen, wenn das Netzwerk seine Anwendungen nicht ausweiten kann. Es ist erwähnenswert, dass die Frage aufgeworfen wurde, wie gut Chia die Probleme von Bitcoin in Bezug auf Ressourcenverbrauch und Zentralisierung lösen kann. Chinesische Miner, die Chia-Farming betreiben, haben vor kurzem durch ihre Nachfrage nach Speicher die Preise für Festplatten in die Höhe getrieben, in ähnlicher Weise, wie es bei GPUs und Bitcoin geschehen ist.
Fazit
Chia wird von einem Team mit langjähriger Erfahrung im technischen Bereich unterstützt. Die größte Herausforderung für Chia wird darin bestehen, sein Wertversprechen zu erfüllen. Da das Mining vieler anderer Token aufgrund hoher Hardwarekosten (bei Proof-of-Work) oder anfänglich notwendiger Investitionen (wie bei Proof-of-Stake) erschwert wird, möchte Chia uns dazu verhelfen, dass jeder, der einen Computer hat, Krypto minen kann.
Während die Krypto-Community mit gemischten Gefühlen auf die traditionellen Governance-Strukturen blickt, könnte der eher unternehmerische Ansatz von Chia ein gewisses Maß an Transparenz und Sicherheit bieten, sobald das Unternehmen an die Börse geht. Potenzielle Investoren sollten beachten, dass in den nächsten Wochen eine beträchtliche Anzahl von Token auf den Markt kommen wird, wenn das Mainnet online geht, was zu beträchtlichen Preisschwankungen führen kann.