Krypto-Crash 2022: Der Zusammenhang zwischen Zinserhöhungen und Krypto-Kursen

Zusammenfassung:

• Der Krypto-Crash von 2022 ist vor allem auf einen pessimistischen globalen Makroausblick zurückzuführen, der durch die Zinserhöhungen der US-Notenbank ausgelöst wurde.
• Im Zuge des Absturzes fiel Bitcoin von seinem Höchststand von 69.000 $ im November 2021 um etwa 70 %, während die meisten anderen Altcoins um etwa 80 – 90 % einbrachen.
• Das liegt daran, dass Anleger bei steigenden Zinsen riskante Anlagen wie Kryptowährungen und Aktien meiden und ihr Geld in sichereren Anlagen wie Bargeld oder Gold anlegen.

Abstürze von Kryptowährungen sind in der Welt der digitalen Vermögenswerte nichts Neues. Wie das Internet durchlaufen auch Blockchain und Kryptowährungen als neue Technologien immer noch die so genannte “Kursfindungsphase”.

Um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, wie volatil Kryptowährungen sind, sehen Sie hier eine Momentaufnahme der größten Crashs, die der Markt von Anfang an erlebte:

Warum stürzen Kryptowährung im Jahr 2022 ab?

Wie in der obigen Grafik zu sehen ist, hängt die Kursentwicklung von Bitcoin nicht mehr von kryptospezifischen Ereignissen ab, sondern von Makrofaktoren, die ähnliche Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte haben.

Das liegt daran, dass Kryptowährungen zunehmend von institutionellen Anlegern angenommen werden, die Kryptowährungen als eine ähnliche Anlageklasse wie hochriskante Tech-Aktien betrachten. Was auch immer den Aktienmarkt beeinflusst, wirkt sich auch auf Kryptowährungen aus.

(Laut TradingView erreichte die 90-Tage-Korrelation zwischen Bitcoin und dem S&P 500 im September 2022 einen Höchststand).

4 Gründe für den Kryptowährungs-Crash im Jahr 2022

Hier sind einige der Hauptgründe für den Krypto-Crash und den anhaltenden Bärenmarkt im Jahr 2022, wobei der wichtigste Grund die steigenden Zinsen sind.

Steigende Zinssätze

Der bei weitem wichtigste Grund für den Absturz der Kryptomärkte im Jahr 2022 – wie auch der Aktienmärkte – sind die steigenden Zinsen.

In den USA und in vielen anderen Teilen der Welt herrscht seit COVID-19 eine rekordverdächtige Inflation. Das Drucken von Konjunkturgeld (das die Geldmenge erhöht) und Unterbrechungen der Lieferketten (die die Produktion von Gütern senken) treiben die Kurse in die Höhe.

Als Reaktion darauf erhöhten die US-Notenbank und viele Zentralbanken in anderen Ländern die Zinssätze, um die in der Wirtschaft zirkulierende Geldmenge zu verringern und die Inflation zu senken.

Allein im Jahr 2022 hob die US-Notenbank die Zinssätze fünfmal an, und dies wird wahrscheinlich noch öfter der Fall sein. Höhere Zinssätze bedeuten, dass Hausbesitzer mehr für ihre Hypotheken und Unternehmen mehr für Kredite zahlen müssen.

Das bedeutet auch, dass es attraktiver ist, Bargeld zu halten, als in Vermögenswerte zu investieren, da die Zinserträge aus Ersparnissen oder dem Verleihen von Geld höher sind.

Dies führt zu einer Kapitalflucht aus risikoreicheren Anlagen wie Kryptowährungen und in sichere Anlagen wie Bargeld oder Gold, was zu einem Rückgang der Nachfrage und damit der Kurse für risikoreichere Anlagen wie Kryptowährungen führt. Aus diesem Grund achten Händler und Investoren sehr genau auf Nachrichten über die US-Zinssätze, da diese ein wichtiger Faktor für die Kursentwicklung von Aktien und Kryptowährungen sind.

Spekulation und Manipulation

Wenn der Kryptomarkt einen Aufschwung erlebt und die Anleger eine Wertsteigerung ihrer Vermögenswerte sehen, halten sie eher an ihren Investitionen fest.

Wenn der Kryptomarkt hingegen abstürzt und die Kurse der Vermögenswerte sinken, verkaufen die Anleger eher ihre Vermögenswerte, um weitere Verluste zu vermeiden. Dieses Ereignis wird noch verstärkt, wenn große Investoren, die auch als “Wale” bezeichnet werden, ihre Kryptoanlagen verkaufen.

Die Wale sind oft für Krypto-Manipulationen verantwortlich, da sie den Kryptomarkt im Alleingang zum Einsturz bringen können, indem sie einen großen Teil ihrer Kryptoanlagen verkaufen. Dies löst in der Regel FUD (Angst, Unsicherheit und Zweifel) aus, wodurch die Kurse noch weiter fallen.

Crash von Terra Luna

Ein weiterer wichtiger Grund für den Krypto-Crash im Jahr 2022 war die Abkopplung des TerraUSD-Stablecoins (UST) vom US-Dollar, was wiederum zur Abwertung der dazugehörigen Luna-Kryptowährung führte.

Die LUNA-Coin, die 2019 auf den Markt kam, entwickelte sich zu einer der erfolgreichsten dezentralen Finanz-Token (DeFi) und war zeitweise die siebtgrößte Kryptowährung, gemessen an der Marktkapitalisierung.

Doch ein nicht nachhaltiges Geschäftsmodell und eine unverantwortlich risikoreiche Strategie holten das Unternehmen inmitten turbulenter makroökonomischer Bedingungen ein.

Im Mai 2022 fiel der Kurs von LUNA innerhalb eines Tages um 96% auf bis zu 0,10 $ und fiel bis zum 13. Mai auf fast nichts – 0,00001675 $.

Als einer der größten Akteure in der Branche zog der Zusammenbruch auch andere große Namen wie Three Arrows Capital mit in den Abgrund. Der Krypto-Hedge-Fonds, der Beteiligungen an LUNA im Wert von etwa einer halben Milliarde Dollar hatte, musste nach dem Zusammenbruch von LUNA feststellen, dass sein Vermögen nur noch etwas mehr als 600 Dollar wert war.

Bitcoin Crash des Jahres 2022

Der Zusammenbruch von LUNA hatte einen so massiven Nebeneffekt, dass der Bitcoin-Kurs von der 40.000-Dollar-Marke auf niedrige 30.000-Dollar-Marken fiel – normalerweise ist es genau umgekehrt: Der Bitcoin (BTC) beeinflusst den Kurs der Altcoins.

Das Jahr 2022 war ein hartes Jahr für die wichtigste Kryptowährung. Seitdem Bitcoin im November 2021 ein Allzeithoch von 68.790 $ erreicht hatte, verlor die Kryptowährung etwa 70% dieses Kurswertes. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels wird Bitcoin bei etwas über $19.000 gehandelt.

Mit dem Absturz von Bitcoin fielen auch alle anderen Altcoins, von denen viele 80 % oder sogar 90 % ihres Höchstwertes verloren.

Selbst Ethereum, die Nummer 2 unter den Kryptowährungen, konnte selbst nach der erfolgreichen Umstellung auf einen Proof-of-Stake-Konsensmechanismus keine großen Gewinne erzielen.

Wird Krypto im Jahr 2022 erneut abstürzen?

Obwohl die Kryptowährung in den letzten Monaten einen erheblichen Absturz erlebte, glauben einige Experten, dass der Markt die Talsohle noch nicht erreicht hat. Der Hauptgrund dafür sind weitere Zinserhöhungen durch die US-Notenbank.

Hinzu kommt, dass die steigenden Kosten für das Mining aufgrund der weltweiten Energiepreiskrise infolge des Ukraine-Kriegs für kleinere Miner unrentabel geworden sind. Infolgedessen sind diese Miner gezwungen, ihre Krypto-Assets mit Verlust zu verkaufen, was wiederum die Kurse weiter nach unten treibt.

Interessanterweise scheint die Kryptowährung trotz der Kursentwicklung ihren eigenen Rhythmus zu haben.

• Im Oktober 2022 gründete die älteste Bank Amerikas, BNY Mellon, ihre eigene Abteilung für Krypto-Dienstleistungen. Google kündigte an, dass es Krypto-Zahlungen für seine Cloud-Dienste akzeptieren wird.
• Sogar der Bereich Metaverse und Blockchain-Spiele erhielt im dritten Quartal 1,3 Milliarden Dollar an Risikokapital, wie DappRadar berichtet – das sind zwar etwa 50% weniger als im zweiten Quartal, aber mehr als doppelt so viel wie im gesamten Jahr 2021 investiert wurde.
• MacDonald’s akzeptiert Kryptowährungen für seine Burger in Lugano, einer Stadt in der Schweiz.

Es ist noch zu früh, um zu beurteilen, ob sich Kryptowährungen dauerhaft etablieren werden, aber Schlagzeilen wie diese deuten auf einen optimistischen Ausblick für den Sektor hin, selbst wenn sich die Weltwirtschaft insgesamt in schwierigem Fahrwasser befindet.