Das Wall Street-Sprichwort «Sell in May and go away» ist ein altes Sprichwort, das den Anlegern nahelegt, ihre Aktien im Sommer zu verkaufen, um einen saisonalen Börsenrückgang zu vermeiden. Ein Anleger, der seine Aktien im Mai verkauft, würde dann am Ende des Sommers oder zu Beginn des Herbstes wieder Aktien kaufen, da der Sommer offensichtlich ein deutlich geringeres Marktwachstum aufweist als andere Zeiten.
Ursprung und Entstehungsgeschichte des Spruchs «Sell in May And Go Away»
Die «Sell in May and go away»-Strategie basiert auf dem Glauben an einen saisonalen Rückgang des Aktienmarktwachstums während der Sommermonate. Dieser Rückgang wird in der Regel darauf zurückgeführt, dass viele Anleger während des Sommers im Urlaub sind und nicht aktiv handeln. Infolgedessen gibt es weniger Kauf- und Verkaufsaktivitäten, was zu einem Rückgang der Aktienkurse führt.
Diese «Strategie» hat ihren Ursprung im Londoner Finanzdistrikt. Der ursprüngliche Satz lautete jedoch «Sell in May and go away, come back on St. Leger’s Day» und bezog sich auf ein Pferderennen, das im Jahr 1776 ins Leben gerufen wurde. Im ursprünglichen Kontext legt das Sprichwort Anlegern und Bankern nahe, ihre Aktien im Mai zu verkaufen, sich zu entspannen, die Sommermonate zu genießen und im Herbst nach den St. Leger Stakes an die Börse zurückzukehren
Statistik & andere Überlegungen
Während urlaubende Investoren ein Grund sind, so spielen dennoch mehrere Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung dieses kalenderbasierten Handelsmusters. Laut dem Center for Final Research and Analysis gibt es seit 1990 eine Divergenz in der Performance zwischen den Sektoren, wobei die Energie- und Rohstoffwerte am stärksten zurückgegangen sind, während die Gesundheits-, Konsumgüter- und Technologiewerte die anderen Sektoren übertroffen haben. Diese Divergenz war in den letzten Jahren besonders ausgeprägt, da Technologie einen größeren Anteil am S&P 500 Index ausmacht.
Seit 1990 legte der S&P 500 von Mai bis Oktober um etwa 2% zu, während er von November bis April durchschnittlich um etwa 7% zulegte. Diese Diskrepanz ist bei Large Caps, Small Caps und sogar bei globalen Aktien zu beobachten.
Anhand dieser Beobachtungen erstellte die CFRA im April 2018 einen gleichgewichteten Index für die saisonale Entwicklung.
Allerdings verlaufen diese Zyklen nicht immer wie erwartet. Zwischen November 2019 und April 2020 waren die Aktienmarktrenditen aufgrund der COVID-19-Pandemie, die zu einem schweren wirtschaftlichen Abschwung führte, gedämpft.
Ereignisse wie diese erinnern daran, dass Aussagen wie «Verkaufe im Mai» eher als Sprichwörter denn als feste Regeln betrachtet werden sollten — also eher eine allgemeine Richtlinie, die sich über lange Zeiträume bewährt hat.
Gilt die «Sell In May And Go Away»-Strategie auch für die Kryptomärkte?
In den letzten Jahren erlebte Bitcoin nach dem Mai ein paar negative Monate, aber das liegt an einer Reihe von Variablen. Aus der Makroperspektive waren die Monate Mai und Juni recht gut für Bitcoin. In der Tat erzielte BTC in diesen Zeiträumen einige der höchsten monatlichen Gewinne im Vergleich zu anderen Anlageklassen.
Im vergangenen Jahr durchlief Bitcoin jedoch eine schwierige Phase und notiert derzeit fast 50% unter seinem Allzeithoch. Einige Experten glauben, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Das ist zwar nicht sicher, aber man kann mit einiger Sicherheit sagen, dass die «Sell in May»-Strategie für Bitcoin und andere Kryptowährungen im Allgemeinen nicht zutrifft, zumal es keine besonderen Gründe gibt, die darauf hindeuten, dass die Renditen im Sommer niedriger sind als zu jeder anderen Zeit des Jahres.
Abschließende Überlegungen: Ist dies die richtige Strategie für Sie?
Die «Sell in May»-Strategie ist weitaus relevanter für traditionelle Märkte und ist möglicherweise nicht durchgängig für Bitcoin oder andere Kryptowährungen geeignet. Außerdem sollten Sie beachten, dass dieses Konzept viele Ausnahmen hat und nicht blindlings befolgt werden sollte. Jeder Anleger hat andere lang- und kurzfristige Ziele und eine andere Risikobereitschaft, so dass die Strategie, die für den einen Anleger funktioniert, für den anderen nicht unbedingt geeignet ist.